Abrahams Post 21

HERBST/WINTER 2012/2013 – Download als pdf-Datei

Inhalt

Editorial
Berichte über Aktivitäten und Veranstaltungen
Der „Blick über den Tellerrand“
Zwei interreligiöse Bekenntnisse
Die „Gute Nachricht“
Buchtipps
Veranstaltungskalender


EDITORIAL: „Mitten im Leben…

… sind wir vom Tod umfangen“, singt ein altes und noch immer auf verstörende Weise wahres Kirchenlied. In welcher Sprache auch immer, in welcher Nation, in welcher Religion auch immer, behält es den bitteren Beigeschmack, dass Leben nicht ohne Tod zu haben ist, zumal allem Leben kein anderes Ende beschert sei.

Gegenwärtig sind es vor allem die Völker der Länder Afrikas und des Nahen Ostens, die Leben und Tod in der direkten Nachbarschaft erfahren, das Leben, das zum Tod verurteilt ist, und den Tod, der allgegenwärtig ist.

Syrien ist das schlagende Beispiel für die Herrschaft des Todes, ein Raum also, der zu den frühesten Kulturzonen mit elementarer Freude an der Schöpfung gehört, ja vielleicht auch die Heimat von Paradieses-Vorstellungen beherbergt hat. Heute herrscht dort nur noch Verwüstung, Hoffnungslosigkeit und Trauer.

Wer den Orient kennt, weiß freilich auch um die zarte und scheinbar ohnmächtige Wüstenpflanze, deren Symbolik dem „Baum des Lebens“ innewohnt, ja dem Tod als scheinbar letzter Wirklichkeit in dem Drang nach Überleben widersteht. Unsere Hoffnung in Solidarität mit den Hoffnungslosen gilt gegenwärtig einem Aufblick der Niedergeschlagenen und Verzweifelten, der Versöhnung der zerstrittenen Parteien und Mächte, dem Überleben der Hungrigen und der Auferstehung der Toten, um des Lebens willen, um Gottes willen, da auch dieser Satz seine Wahrheit behält: „Mitten im Tod sind wir vom Leben, d. h. vom Leben Gottes umfangen“!

Manfred Görg


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Berichte über Aktivitäten und Veranstaltungen

 

Abrahams Denkwerkstatt

von Brigitte Hutt

Als Vorspann zur letzten Mitgliederversammlung am 13. März 2012 haben wir zu „Abrahams Denkwerkstatt“ aufgerufen. Etwa 10 % der Mitglieder unserer Gesellschaft nahmen die Einladung wahr und suchten gemeinsam nach Themen, Menschen und Orten für interessante Veranstaltungen.

Dabei ergaben sich mehrere Interessenslagen: nicht nur der interreligiöse, sondern auch der christlich-interkonfessionelle Bereich ist von Interesse: genannt wurden Augsburger Religionsfriede, Kommuniongemeinschaft, anglikanische und orthodoxe Begegnungen. Überhaupt war der Wunsch nach Begegnungsveranstaltungen sehr stark, wichtiger als etwa die Idee, bekannte Persönlichkeiten als Referenten einzuladen. Kontakte knüpfen, gemeinsame Bibellektüre mit Juden, Begegnungen mit Menschen, die viel erlebt haben, nicht nur als Gäste der Freunde Abrahams, sondern auch bei anderen Gruppen. An Ideen zur interreligiösen Arbeit kam der Wunsch nach Referenten aus dem schiitischen Islam, nach liberalem Judentum, speziell nach Rabbinerinnen – eine solche haben wir dann ja in Bamberg mit Frau Dr. Deusel bereits kennen lernen dürfen (Bericht hier). Aber über die Religionsarbeit hinaus wurde auch der Wunsch nach politischen Themen geäußert, insbesondere zu Israel/Palästina und dem Frieden in Nahost. Damit haben wir ein deutliches Meinungsbild, das uns noch eine Zeit lang beschäftigen wird. Bei der Diskussion der Richtungen, deren Vertreter wir einladen, kam dann noch die wichtige Frage „wie ausgewogen müssen wir sein?“ Auch das ist zu betrachten.

Eindeutiges Zeichen: Unsere Mitglieder wollen nicht nur konsumieren. Das wird deutlich bei dem Wunsch nach Gesprächen und Begegnungen, aber auch in einem weiteren Vorschlag: Bei Vorträgen könnten Personen, in deren Wohnnähe der Vortrag stattfindet, dem Vortragenden zur Hand gehen mit einem Materialtisch, mit Gesprächen – ein lebendiges Miteinander also auch unter uns. Dafür allen „Mitdenkern Abrahams“ herzlichen Dank. Und bis zur nächsten Denkwerkstatt!


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Zwischen Antiochia, Ararat und Schwarzem Meer

Zweimal 18 Tage im Osten der Türkei

Im Oktober 2011 und im April 2012 bereisten Freunde Abrahams die östliche Hälfte der heutigen Türkei, die einmal türkisch, kurdisch, syrisch, armenisch und griechisch war und mit einer entsprechenden Fülle von historischem Erbe, aber auch aktuellen Bezügen aufwartet. Vielfältig wie die Landschaften sind die Begegnungen mit Menschen – unverbrüchlich bleiben wird die Freundschaft mit der Familie Ceven, die vor Ort die Organisation der Reisen bravourös bewältigte. Bleiben wird auch der Schreck, dass kurz nach der ersten Reise ein heftiges Erdbeben die Region am Van-See erschütterte; die Folgen waren für die zweite Reisegruppe noch unübersehbar.

Albrecht Busch, der mit der zweiten Gruppe im Frühjahr 2012 unterwegs war, berichtet:

Obschon zum fünften Mal in der Türkei, war und blieb mir die Osttürkei fremd. Völker und Herrschaften wechselten über dieses Land: die Urartäer, die Komnenen, das byzantinische Teilreich von Trapezunt, die Pontosgriechen, die Armenier und die Kurden – alle waren vor oder während der Seldschukken, der Osmanen und der heute formal laizistischen Republik im Lande.

Schon gleich im armenischen Kirchlein des 137-Seelen-Dörfchens Vakifli am Musa Dagh bedrängen uns Fragen, bedrückt uns die Gegenwart. „Die Armenier aus Istanbul und aus dem Ausland besuchen das Dorf häufig“, so hören wir: Heute am Sonntag sehen wir nur die Liturgen, keinen Gottesdienstbesucher.

Minderheiten von orthodoxen, armenischen, syrischen oder assyrischen Christen sind kaum anders als durch ihre zu Moscheen oder Museen umfunktionierten Ruinen präsent. In Nusaybin (Nisibis im Tigrisknie) wird die ehemals bedeutende Jakobs-Kirche durch den einzigen Christen der Stadt bewohnt und bewacht. Seltene gefeierte Messen, griechisch-orthodox in Sumela, armenisch in Achtamar, chaldäisch in Diyarbakir zeigen eher die Unsicherheit des Staates als eine Annäherung von Religionen.

Tiefer Eindruck: Göbekli Tepe. 11500 Jahre alte Steinfiguren zeigen uns, dass Steinzeitmenschen nicht nur Sammler und Jäger waren, sondern hohe Kultur hatten. Aber welche Kulte?

Und im nahen Urfa und Harran werden Abrahamsgeschichten wach, wenn nicht in der jüdischen Bibel, dann meist in der islamischen Tradition überliefert, von allen Abrahamiten lange Zeit verehrte heilige Orte.

Schneeballschlacht in Kurdistan: Keiner der beiden Nemrud Dagh ist erreichbar, der Schnee liegt zu hoch. Drei Kurden begleiten unsere Reise die ganzen 16 Tage lang. Von den geschätzten 25 Mio Kurden soll die Hälfte in der Türkei leben. Für die Türkei immerhin eine 20-%-Minderheit. Aber der Gebrauch der Buchstaben q, w und x, die nur im Kurdischen, nicht im Türkischen vorkommen, kann bestraft werden. Man berichtet uns von Erleichterungen in letzter Zeit; wir erleben Checkpoints.

Unvergessen bleibt der Abend im Erdbebengebiet von Van: Unser kleiner Bus schafft die enge, steile Straße auf über 2000 m nach Yedi Kilise („Siebenkirchen“). Vorbei an den verlassenen Häusern mit Rissen, vorbei an Containerunterkünften für die Geschädigten, einzelne Zelte, auch jetzt noch, fast sechs Wintermonate nach dem Erdbeben, einzelne bereits geräumte Grundstücke. Kinder kommen in der Dämmerung vom Schulbus – Nachmittagsunterricht in den vom Erdbeben verschonten Schulräumen –, sie zeigen sich die Hausaufgaben, sind freundlich und laut. „Ich bin gerade fertig mit der Schule, ich hüte Schafe.“ Von den ehemals sieben Kirchen ist die vorderste jetzt nur noch ein Schutthaufen, notdürftig eingezäunt.

Ein Ausflug an den Fuß des Ararat lässt die immense Weite der Landschaft erleben, in der (Halb-)Nomaden ihre großen Schaf-, im Norden auch Rinderherden weiden. Die zur Sesshaftmachung gebauten Stadtrandhochhäuser bleiben leer.

Ani bei Kars, die Ruinenstadt, lässt die riesigen Aufgaben ahnen, die die große Türkei mit ihren vielen Bau- und Bodendenkmälern hat, die meisten aus vor-islamischer Zeit. Über die hohen Passstraßen zurück fällt der viele Straßenbau auf. – Verspätet und ohne Koffer kommen wir zurück nach Mitteleuropa.


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Die Israeliten und das Alte Ägypten

zum Hauptvortrag von Prof. Dr. Dr. Manfred Görg am 3. Mai 2012

Im Großen Hörsaal des Instituts für Ägyptologie durften wir zu Gast sein, als in Kooperation mit dem Collegium Aegyptium e.V. Professor Görg seine neueren Forschungsansätze und -ergebnisse zur Genese des Alten Israel aus ägyptischen Dokumenten vorstellte. Dazu gehört die offenbar älteste Erwähnung des Ethnonyms Israel, die international viel Beachtung findet.

Zumindest teilweise sind die Zusammenhänge nachzulesen in unserer Zeitschrift BLÄTTER ABRAHAMS. BEITRÄGE ZUM INTERRELIGIÖSEN DIALOG: Manfred Görg, Ein „Glaubensbekenntnis“ der Hyksos als präisraelitisches Dokument, BAb 11, 2011, S. 29-35; ders. Neue Erwägungen zur Deutung des Namens „Israel“, BAb 11, 2011, S. 37-44; s. auch ders., Israel in Hieroglyphen, in: Mythos und Mythologie. Studien zur Religionsgeschichte und Theologie (Ägypten und Altes Testament Bd. 70), Wiesbaden 2010, S. 251-258.


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Grüß Gott, Herr Imam – in der liberalen jüdischen Synagoge Beth Shalom

von Michael Petery, Chaverim e.V.

Am 22. Mai 2012 erlebte die jüdische Gemeinde Beth Shalom eine Premiere: mit Imam Benjamin Idriz aus Penzberg sprach, vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt in Deutschland, sicher aber zum ersten Mal in München, ein muslimischer Geistlicher in einer jüdischen Gemeinde.

In seiner Ansprache zeigte Imam Idriz sehr eindrucksvoll auf, wie der Islam gerade in seinen Anfängen ein leidenschaftliches Plädoyer für Menschen- und Frauenrechte, für Frieden und für Toleranz gewesen ist, ein geradezu ungeheurer Fortschritt gegenüber den grausamen gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen, die vor Muhammad die Lebenswirklichkeit auf der arabischen Halbinsel bestimmten.

Auf die Frage angesprochen, inwieweit die Worte des Koran auch heute als direktes Gotteswort zu interpretieren seien, erklärte Imam Idriz, dass selbstverständlich für jeden Muslim der Koran als das Wort Gottes zu verstehen ist, so wie es an den Propheten Muhammad ergangen ist. Mit dem Koran hat Gott nach muslimischem Verständnis letztgültig und umfassend seine Weisung an die Menschen kundgetan.

Allerdings hat Gott zu den Menschen im Arabien des 7. Jahrhunderts in der Sprache und im gedanklichen Horizont der damaligen Zeit gesprochen – anders wäre seine Rede damals ja auch nicht verständlich gewesen. Und unsere Zeit kennt eine andere Sprache und eine andere Lebenswirklichkeit. Wenn es bei der Botschaft von Freiheit und Menschenrechten im 7. Jahrhundert noch um ganz elementare Punkte ging, etwa um die Abschaffung der Sklaverei und das Verbot ritueller Kindstötungen, so fokussiert unsere heutige Debatte auf andere Aspekte, auch wenn sie immer noch und weiterhin um das gleiche Thema geht, nämlich eben um diese Freiheit, um die Gerechtigkeit und um die Menschenrechte.

Wir haben heute keinen neuen Propheten, der zu uns in unserer heutigen Sprache spricht. Aber das ist, so Imam Idriz, auch gar nicht nötig. Denn Gott hat uns ein großes Geschenk gemacht, mit dessen Hilfe wir uns selbst die ergangene Botschaft immer wieder neu aktualisieren können: und das ist die menschliche Vernunft.

An uns liegt es zu erkennen, wie wir die Botschaft der Geschwisterlichkeit aller Menschen, die wir alle vom gleichen Adam abstammen, wieder neu für uns fruchtbar machen, und wie wir in dieser Botschaft den Willen des Allmächtigen auch für uns erkennen, der von uns und nur zu unserem Guten verlangt, dass wir in Liebe zueinander und in Frieden und in Gerechtigkeit miteinander leben.

Diese große Wertschätzung der Vernunft liegt uns als Juden ebenfalls sehr am Herzen. Jeden Morgen heißt es im jüdischen Wochentagsgebet: „Gepriesen seist du, Ewiger. Du begabst den Menschen mit Vernunft.“


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Gemeinsam auf den einen Gott blicken

von Manfred Hutt

– so war ein Artikel der (katholischen) Münchner Kirchenzeitung betitelt, in dem über die Freunde Abrahams zu deren 10-jährigem Bestehen berichtet wurde. Auch das (evangelische) Sonntagsblatt erwähnte uns, und Bayern 5 brachte einen Beitrag im Rahmen seines „Interkulturellen Magazins“.

Der Anlass für diese Berichte war „Abrahams Fest“ zum Jubiläum am 24. Mai 2012, genau am Jahrestag der ersten Freunde-Abrahams-Veranstaltung vor 10 Jahren.

Sie alle würdigten unser Bemühen, durch wissenschaftliche Arbeit zum Verständnis der Religionen beizutragen und die Bevölkerung aller Schichten durch Vorträge, Begegnungen, Stadtrundgänge, etc. über die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten der abrahamitischen Religionen aufzuklären. Und sie hoben die Wichtigkeit unseres Engagements gegen rechtspopulistische Strömungen hervor, die sich z. B. in der Erstunterzeichnung des „Münchner Appells gegen Rechtspopulismus und für ein demokratisches Miteinander“ (s. hier) ausdrückt.

Auch unsere Kooperationen mit IDIZEM und unser Engagement bei den Nymphenburger Gesprächen wurden positiv erwähnt; die Freunde Abrahams werden als ein wichtiger Ansprechpartner in interreligiösen Fragen in der Stadt dargestellt – eine schöne Anerkennung.

Alles in allem, wenn auch einige kleinere inhaltliche Fehler wohl nicht zu vermeiden waren („Abrahams Post“ erscheint weiterhin nur zweimal jährlich, nicht monatlich): eine gute Presse, die uns hoffentlich bei noch mehr Menschen bekannt macht, die dann unsere Arbeit zum Verständnis der Religionen untereinander, die so wichtig wie eh und je ist, unterstützen.

Bei Abrahams Fest selbst stimmte uns Professor Görg wieder einmal ein mit Gedanken zur abrahamitischen Ausrichtung, die ja auch unsere Stele „Abrahams Prisma“ immer wieder ausdrückt. Grußworte von Mehmed Celik (IDIZEM e.V., Interkulturelles Dialogzentrum München) und Michael Petery (Chaverim e.V., Freundeskreis zur Unterstützung des liberalen Judentums in München) sprachen von der positiven Außenwirkung, die die Gesellschaft in München hat. Verbunden durch Beiträge des Klezmer-Klarinettisten Leonid Henkin führte uns dann Dr. S. J. Wimmer in Bildern die Arbeit dieser 10 Jahre noch einmal abwechslungsreich vor.


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„Religious turn“ – Nymphenburger Gespräche am 18. Juni 2012

von Brigitte Hutt

Die Argumentationslinien von Prof. Dr. Thomas Bauer, Islamwissenschaftler, und Dr. Naika Foroutan, Sozialwissenschaftlerin, sind klar und nachvollziehbar. Zum einen die Historie: Die europäischen Völker haben im Zuge der Eroberung des Orients, der islamischen Länder, das Motto von deren kulturellem Niedergang und der Rettung durch westliche Kulturweitergabe verbreitet und damit die Grundlage für ein Bild in den hiesigen Köpfen geschaffen. Dieses Bild spielte zunächst bei der Rezeption der ausländischen Arbeiter in den sechziger Jahren noch keine Rolle, aber infolgedessen, dass es immer mehr wurden und dass die zweite Generation durchaus willig war hier zu bleiben, und beeinflusst von dem politischer werdenden Islam, der, ausgehend vom Iran, den westlichen Einfluss mit Gewalt abzustreifen versuchte, entstand ein neues, komplexes Bild der Menschen, die aus (vor allem) vorderasiatischen Gebieten zu uns kamen, nämlich: sie sind Muslime, sie wollen uns unterwandern, sie machen das mit Gewalt. Die Ereignisse des 11. September 2001 haben dieses Bild nur bestätigt, nicht begründet.

Dazu kommt – sozialwissenschaftlich – die Analyse der Bevölkerung in unserem Lande und ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung: Der Islam wird als nicht zu uns gehörend empfunden, in Deutschland stärker als in vergleichbaren Nachbarländern. Menschen aus muslimischen Ländern – „die Muslime“ – gelten als nicht integrationsfähig, als gewaltbereit, als Gefahr. Mit allgemein zugänglichen Zahlen kann man belegen, dass Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund immer noch und kaum veränderlich eine Minderheit von ca. 5 % darstellen, dass eher eine Ab- als eine weitere Zuwanderung eingetreten ist, dass die eingewanderten und bleibe-willigen Menschen aus muslimischen Ländern alle nur denkbaren Integrationskriterien, von Bildung über Kopftuch bis zum Verbundenheitsgefühl mit Deutschland, zunehmend erfüllen. Es bleibt allerdings auch ein Rest „auffällig fremder“ Menschen. Dr. Foroutan: „alles was man hört [über die Muslime], stimmt – aber das ist nicht alles!“ Es ist eher die Ausnahme als die Regel, aber nur das Auffällige bleibt hängen und verknüpft sich mit den Bildern, die wir schon im Kopf haben. Begegnet ein Mensch muslimischer Herkunft einem Deutschen, so muss er sich zunächst einmal rechtfertigen, muss sich stellen zu den Bildern und Vorwürfen, die gegen „seinesgleichen“ im Raum stehen. Erst danach wird er ggf. als Mitbürger angesehen.

Allgemein zugängliche Zahlen. Historie und Berichterstattung, die von politischen Ereignissen in Asien geprägt wurde. Dadurch entstanden ein Wandel des Bildes vom ausländischen Mitarbeiter zum „Moslem“. Ein Attentäter vom 11. September, der nach allen anzulegenden Kriterien „integriert“ war. Die ganzen informativen 100 Minuten hatte ich Konzentrationsprobleme, weil ich in meinem Kopf immerzu meine Mitbürger gehört habe, wie sie zu jeder Zahl, jedem Argument „ja aber“ sagen. Ja aber Zahlen sagen ja eigentlich gar nichts. Ja aber schau dir die Frauen mit Kopftüchern an: es werden immer mehr, sogar ganz junge. Ja aber der scheinbar integrierte Attentäter zeigt doch erst richtig die Gefahr.

Ja, zeigt er. Und alle Brillenträgerinnen (ich bin auch eine, wie Beate Zschäpe vom nationalsozialistischen Untergrund) sind potenziell rechtsradikal? Nein, das kann man nicht vergleichen. Kann man nicht? Radikal bin ich mitunter auch, sehr zum Leidwesen meiner Mitmenschen.

Diese sich immer im Kreis um Vorurteile und unkaputtbare Bilder in unseren Köpfen drehenden Gespräche rauben mir seit Jahren die Ruhe. Inzwischen meide ich sie, denn Fortschritte im Abbau dieser Bilder erkenne ich keine. Unsere zwei Referenten dagegen geben nicht auf. Sie sagen, dass jede Veröffentlichung ein Denkanstoß sein kann, dass die Medien allmählich vorsichtiger werden in der Unterstützung der allgemeinen Vorurteile, dass auch Politiker Rat suchen bei den sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen. Aber sie sagen auch, dass gerade in Kreisen mit höherer Bildung – die Islamfeindlichkeit höher ist. Sarrazin (ein gebildeter Bürger) hat nur geschrieben, was viele denken. „Endlich traut sich mal einer“, war und ist die Reaktion.

Zwei Fragen geben die Referenten den Zuhörern mit auf den Weg: Geht es bei der Integrationsdebatte vielleicht eher um eine Sozialdebatte, um die Angst vor dem sozialen Abstieg, wenn „die Fremden“ auch noch ein Stück vom knapper werdenden Aufstiegskuchen haben wollen? Oder – verschleiert die Integrationsdebatte das (unausgesprochene) Vordringen des Rassismus in die Mitte unserer Gesellschaft?


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Die Freunde Abrahams in Bamberg – Pilger, Pech und Pannen

von Manfred Hutt

Früh aufstehen war angesagt beim Tagesausflug der Freunde Abrahams nach Bamberg, der bisher weitesten Tagesreise. Auf dem Plan stand zuerst ein Besuch bei der israelitischen Kultusgemeinde „Or Chajim“ („Licht des Lebens“) mit ihrer Rabbinerin Frau Dr. Antje Yael Deusel. Danach war eine Führung durch den Bamberger Dom unter Berücksichtigung der alttestamentlichen Aspekte durch unseren Vorsitzenden Prof. Görg geplant.

Doch nach den perfekten Tagesausflügen der letzten Jahre sollte es dieses Jahr nicht so glatt laufen. Das begann mit gesundheitlichen Problemen von Prof. Görg, die ihn bei seinen Vorträgen beeinträchtigten. Und setzte sich fort mit zu spät bekannt gegebenen Prozessionen und Andachten zum 1000-jährigen Domjubiläum, die unsere Führung im Dom verhinderten. Dass wir bei der Anreise zu schnell waren und daher vor der Synagoge auf die Rabbinerin warten mussten (sie kam zu spät, da ihr Nachbar die Garagenausfahrt versperrte), und dass uns der Bus nicht wie geplant am Dom abholen durfte, fiel da schon kaum noch ins Gewicht.

Aber trotz allem war es eine interessante und erlebnisreiche Reise.

Während der Fahrt gab uns Prof. Görg eine Einführung in die Bedeutung des Bamberger Doms: Er spiegelt in exemplarischer Weise das im Mittelalter und auch heute noch bedeutende und immer wieder zu hinterfragende Verhältnis zwischen Kirche und Staat – Sacerdotium und Imperium – wieder. Dies zeigt sich beispielsweise auch an den Patronen, denen der Dom geweiht ist: Petrus als Repräsentant des Papsttums, der Kirche und des Westens, dazu Georg als einen aus dem Osten übernommenen Adelspatron als Vertreter der weltlichen Macht sowie des Ostens, Maria als verbindendes Element.

Skulptur Abrahams am Bamberger DomDoch zuerst führte uns Frau Dr. Deusel durch ihre Gemeinde. Die resolute und humorvolle Fränkin wurde im Herbst 2011 als erste in Deutschland geborene Rabbinerin seit der Shoah ordiniert. In ihrem Amt will sie, wie sie bei ihrer Ordination erklärte, den Menschen Berührungsmöglichkeiten mit dem Judentum vermitteln und das konservative Judentum lebensnah gestalten. Das brachte sie uns in ihrer Erklärung der Gemeinde und ihres Zentrums – moderne Räume in einer ehemaligen Nähseidenfabrik – sowie der Feier des jüdischen Gottesdienstes sehr lebendig nahe. Aber auch die Probleme, die eine konservative Gemeinde – nicht orthodox, aber auch nicht reformiert – hat, kamen zur Sprache: einerseits viele zugewanderte Juden aus orthodoxer Tradition, die oft nur mäßig gut deutsch sprechen, andererseits Menschen, die nicht an der orthodoxen Tradition hängen, aber trotzdem ihr Jüdischsein leben wollen. – Leider ließ die fortschreitende Zeit nur wenig vertiefende Diskussion zu.

Als dann der Dom an der Reihe war, konnten wir ihn nur auf eigene Faust innerhalb von 30 Minuten besichtigen, da sich dann schon wieder eine Pilgergruppe angesagt hatte. So trafen sich die Freunde Abrahams am Fürstenportal zu einer Erklärung durch Prof. Görg. Dort sind zwar nicht die Propheten und Apostel des Ostchors zu sehen, aber eine eindrucksvolle Darstellung des Weltgerichts mit den glücklich lächelnden Seligen und den Verdammten, die vom Teufel abgeführt werden, sowie – für uns wichtig – eine Darstellung Abrahams, genauer „Abrahams Schoß“, auf dem die Seligen sitzen, die „Kinder und Freunde“ Abrahams (siehe Foto).


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Blick über den Tellerrand

Solidarität mit IDIZEM
Ein Beitrag im „SPIEGEL“ diskreditiert die Dialogarbeit

von Stefan Jakob Wimmer

Seit mehr als zehn Jahren ist das „Interkulturelle Dialogzentrum München (IDIZEM)“ für herausragende Arbeit im Bereich des interreligiösen und interkultu-rellen Miteinanders in unserer Region bekannt. Mit bewundernswertem Engage-ment setzen sich die Mitglieder von IDIZEM für kulturelle und soziale Belange ein, die im Interesse der gesamten Gesellschaft liegen. Wir schätzen sie als sympa-thische, aufrichtige und glaubwürdige Bürger und Mitmenschen und sind für ihre konstruktive und kompetente Teilhabe dankbar.

In „DER SPIEGEL“ 32/2012 wird unter der Kategorie „Islam“ in einem Beitrag über die sogenannte „Gülen-Bewegung“ suggeriert, dass die Anhänger des türkischen Religionsphilosophen Fethullah Gülen – zu denen sich die Gruppe IDIZEM zählt – von „einem erzkonservativen Geheimbund, einer Sekte wie Scientology“ gelenkt würden. Sie werden mit der organisierten Kriminalität auf eine Stufe gestellt (Titel: „Der Pate“). Gegenüber derartigen Anschuldigungen, die keineswegs neu sind, sondern seit vielen Jahren insbesondere von religionsfernen und -feindlichen Strömungen in der Türkei ausgehen, liegt heute ein stattliches Spektrum von Expertenmeinungen und Untersuchungen vor, die sie weitgehend widerlegen. Dass der „SPIEGEL“-Beitrag dies unerwähnt lässt, stattdessen Mut-maßungen ohne Belege in den Raum stellt und mit verfälschten und erfundenen Stellungnahmen arbeitet, wirft drängende Fragen an die journalistische Arbeits-weise und an die Verantwortung der Redaktion auf.

Das konstruktive Wirken der Gruppe IDIZEM ist seit vielen Jahren nachgewiesen. Die Unterstellungen und Konstrukte des „SPIEGEL“-Beitrags sind es in keiner Weise. Auch dann, wenn einzelne Aspekte im jahrzehntelangen Wirken Fethullah Gülens die eine oder andere berechtigte Frage aufwerfen sollten, kann die pauschale Diffamierung seiner Anhänger nicht unwidersprochen bleiben. Sie nährt den Verdacht, dass in der Berichterstattung des „SPIEGEL“ das Thema Islam grundsätzlich als fremd und gefährlich stigmatisiert werden muss, auch dann, wenn Muslime sich noch so sehr um seriöse und aufrichtige Integration bemühen.


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Damit aus Worten nicht noch mehr Taten werden – zum 22. Juli

von Stefan Jakob Wimmer

Groß schien zumindest zunächst die Betroffenheit vor einem Jahr, als eine beispiellose islamfeindliche Anschlagserie von Norwegen aus Europa erschreckte. Gruppen und Netzwerke, die auch in Deutschland alle Anstrengungen unternehmen, um Muslime pauschal als Bedrohung, als fremd und gefährlich zu brandmarken, die also eine Ideologie vertreten, die sich weitgehend mit dem deckt, womit Anders Breivik seine Massenmorde rechtfertigt, gerieten vorübergehend in das Blickfeld der Medien, erhielten schließlich die hohe Aufmerksamkeit, nach der sie streben – wenn auch unter anderen Vorzeichen. Völlig unvermutet wurde bald darauf mit der Aufdeckung der „NSU“-Morde plötzlich bekannt, dass auch in Deutschland vorwiegend Muslime Opfer einer Terrorserie waren, die jahrelang unser Land überzog, ohne dass man sie zur Kenntnis nahm. „Dönermorde“ eben, Ausländergewalt. In Wirklichkeit war Hass auf Ausländer das Motiv und offenbar speziell auf muslimische Ausländer, denn neun der zehn Terroropfer waren Türken. Dass, wie sich nun zeigte, vor diesem Hintergrund ein unfassbares Ausmaß an Versagen der Sicherheitsbehörden offenbar wurde, schien das Land erst einmal in Schockstarre zu versetzen, oder wie sonst wäre zu begründen, dass über ein halbes Jahr vergehen musste, bis erste Untersuchungsausschüsse tätig wurden. Zeit genug für so genannte Verfassungsschützer, einschlägige Akten beiseite zu schaffen. Einstweilen fand eine in der Tat bewegende Feier zum Gedenken an die Opfer statt, bei der Bundeskanzlerin Merkel aussprach, was jeder, nicht nur jeder Verfassungsschützer, verinnerlichen sollte: „Intoleranz und Rassismus äußern sich keineswegs erst in Gewalt. (…) Gefährlich sind auch diejenigen, die Vorurteile schüren, die ein Klima der Verachtung erzeugen. (…) Aus Worten können Taten werden.“

Genau darin, Vorurteile zu schüren, Intoleranz zu propagieren und Rassismus zur Leitkultur zu machen, sehen islamfeindliche Agitatoren ihren Daseinszweck. Sie malen eine angebliche Islamisierung Europas an die Wand und stempeln damit Menschen, die sich zu ihrer Religion, dem Islam, bekennen, zu potentiell gefährlichen Weltverschwörern ab, denen es Einhalt zu gebieten gilt. Uneinigkeit besteht lediglich über die gebotenen Mittel. Sie sind seit Oslo und Utøya und seit der Aufdeckung des islamfeindlichen Terrors im eigenen Land keineswegs etwa in Deckung gegangen, nein, sie haben ihren Aktivismus noch verstärkt und heizen ihn immer weiter an. Inzwischen schon im Wochenrhythmus treten Gruppen in der Münchner Innenstadt wie auch dezentral in den Stadtvierteln in Erscheinung, die Muslime verächtlich machen, sie als barbarische und aggressive Fremde hinstellen, die nichts anderes im Sinn hätten, als unsere friedliche und freiheitliche Kultur zu unterwandern und Europa mit einer demokratie- und menschenrechts-feindlichen politischen Ideologie namens Islam zu überziehen. Als neueste Geheimwaffe haben die islamischen Weltverschwörer, so decken sie nun auf, eine Initiative ausgeheckt, mit der ein gefährlicher Islamist aus Oberbayern kurz davor ist, ausgerechnet München in eine europaweite Islamzentrale umzupolen. Auf ihren Plakaten sinkt ein zwangsverschleiertes Münchner Kindl in sich zusammen und lässt resigniert einen leeren Maßkrug zu Boden sinken, weil sicherlich demnächst ein Scharia-bedingtes Verbot von Münchner Bier zu erwarten ist – wenn, ja wenn es nicht rechtzeitig, bevor unsere korrupten Politiker das Abendland vollends verraten und an den Arabischen Golf verkauft haben, gelingt, genug Unterschriften für ein Volksbegehren gegen ZIE-M zu sammeln. Dass es beim „Zentrum für Islam in Europa – München“ in Wirklichkeit um Muslime geht, die der Stadt und ihren Bürgern die Hand reichen, um gemeinsam Fehlentwicklungen gegenzusteuern, Integrationsdefiziten von beiden Seiten konstruktiv zu begegnen und zu einer gelingenden Stadtgesellschaft beizutragen, erfahren die Passanten nicht, die gutgläubig ihre Unterschrift gegen vermeintlich finster vermummte Fundamentalisten auf die Listen setzen. Das Wort führt immer derselbe Chefdemagoge, Regionalführer mehrerer einschlägiger Organisationen und einer rechtspopulistischen Partei, der als Sportjournalist gelernt hat, wie man mit aufgeregter Stimme und Mimik möglichst viele Menschen kleinredet, jetzt aber keine andere Lebensaufgabe mehr zu kennen scheint, als allen Menschen – Muslime selbst ausdrücklich eingeschlossen – zu erklären, was im Koran steht und, vor allem, wie sie es zu verstehen haben.

Bei vielen dieser Gruppierungen, die unter mannigfachen Namen firmieren aber fast immer mit denselben Personen auftreten, fragt man sich zwangsläufig, ob hier nicht dieselben Eiferer wiederauferstanden sind, die auch schon früher mit derselben Verbissenheit vor angeblich fremden Machenschaften gewarnt haben, die angeblich dabei waren, Europa zu unterwandern und insgeheim nach der Weltherrschaft zu greifen. Von den obsessiven Rettern des damals christlichen (gegen das jüdische), heute des christlich-jüdischen Abendlandes (gegen ein muslimisches) abgesehen, lassen sich von diesen Strömungen aber ohne Zweifel auch sehr viele Bürgerinnen und Bürger mitreißen, die von ganz realen Sorgen und Ängsten getrieben werden. Dass es Muslime gibt, die eine Bedrohung darstellen, die Vorstellungen nachhängen, welche im Europa des 21. Jahrhunderts nichts verloren haben, ja auch solche, die vor Gewaltanwendung nicht zurückschrecken und Terror propagieren, ist so wenig zu bestreiten, wie die nicht weniger bedrohlichen Bestrebungen von Neonazis und diversen Extremisten verschiedenster Couleur. Gegen sie müssen wir uns wehren, ob sie nun von außen hereingetragen werden oder hausgemacht sind, aber Aussicht auf Erfolg kann das nur haben, wenn wir es gemeinsam tun, gemeinsam mit der großen Mehrheit der Muslime, die den Extremismus mancher ihrer Glaubensbrüder genauso ablehnen, wie die weitaus meisten Deutschen das Treiben der Neonazis. Islamfeindliche Ideologie ist deshalb so verhängnisvoll, weil sie diese Millionen in Deutschland real existierenden Muslime, die noch nie jemanden gesteinigt und noch keine einzige Hand abgehackt haben, die nicht mit der Waffe dabei sind die Welt zu erobern und noch nicht einmal ihre Frauen misshandeln, einfach nicht gelten lässt. In totalitaristischer Manier beanspruchen islamfeindliche Ideologen die alleinige Auslegungshoheit über Muslime für sich, sie allein haben den Koran und den Islam verstanden und befugen sich selbst, allen zu erklären, wie Muslime denken und was Muslime glauben. Wer in ihr Zerrbild nicht hineinpasst, existiert nicht oder er verstellt sich, um uns über seine wahren Absichten zu täuschen. Tatsächlich setzen islamfeindliche Ideologen den Vorwurf einer religiös begründeten Erlaubnis oder gar Weisung zu Lüge und Verstellung gegenüber Andersgläubigen als zentrales Kampfmittel ein, lässt sich doch damit jeder Widerspruch der Wirklichkeit zu ihrem verqueren Weltbild ohne jede Mühe scheinbar aushebeln. Dass sich damit mitten in der deutschen Gesellschaft ein Grundmuster rassistischer Ausgrenzung wieder einschleicht, das schon einmal, mit verheerenden Konsequenzen, gegen eine religiöse Minderheit eingesetzt wurde, wird noch gar nicht wahrgenommen.

Seit einigen Jahren werden allerdings zunehmend Hinweise wahrgenommen, wonach ausgerechnet im Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz bzw. an den diesem Amt übergeordneten Stellen innerhalb des Innenministeriums womöglich Positionen vertreten werden, die vom islamfeindlichen Rassismus schwer abzugrenzen wären, und die in offenem Widerspruch zu den vom Ministerium nach außen vertretenen Beteuerungen stünden, dass man dort an der Integration der Muslime interessiert sei und sehr wohl zwischen Muslimen generell und so genannten Islamisten trenne. Just darin bestünde ja der entscheidende Unterschied zu den islamfeindlichen Netzwerken, die diese Trennung eben nicht vornehmen. Was immer wieder aus Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtet wurde, die im Ministerium an entscheidenden Schaltstellen sitzen, wirft Fragen auf: Da gelten gerade solche Muslime, die sich nachweislich besonders engagiert für gelingende Integration einsetzen, als ganz gefährliche Leute; Frauen mit Kopftuch seien schon ein Indiz für extremistische Ausrichtung einer Gemeinde; der Koran, heißt es, würde da als ein düsteres Buch dargestellt mit schrecklichen Handlungsanweisungen, die für Muslime verbindlich seien; somit wäre es unzulässige Verharmlosung, wenn man dem Islam nicht von Hause aus die Kompatibilität mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit abspreche. Durch Enthüllungen bei Wikileaks ist im vergangenen Jahr offen gelegt worden, dass ein seinerzeit sehr hochrangiger Vertreter des Innenministeriums gegenüber dem US-amerikanischen Generalkonsul Muslime der religiös motivierten Lüge bezichtigte: „Sie lügen uns an. Sie sind davon überzeugt, dass es vollkommen in Ordnung ist zu lügen, zu betrügen und sogar Ungläubige zu töten. Das schafft kein Vertrauen“. Dem Vertrauen hat freilich auch nicht gedient, dass derselbe Staatssekretär nur wenige Tage vor dieser Äußerung die hier gemeinten Muslime zu einem Gespräch empfangen hatte, bei dem er ihnen freundlich und verbindlich suggerierte, dass das Ministerium an einer vertrauensvollen Kooperation interessiert sei.

Besonders brisant ist vor diesem Hintergrund, dass von dem fraglichen Personenkreis auch eine Kampfansage gegen das Projekt ZIE-M verantwortet wird, mit der das Ministerium schon 2007 die Islamische Gemeinde Penzberg überzogen hat, als von dort ein Entwurf für das Projekt an das Ministerium eingeschickt worden war. Eine muslimische Gemeinde, die unbestreitbar zu den progressivsten in Deutschland gehört und zu einem großen Teil aus Mitgliedern mit ex-jugoslawischem Hintergrund besteht, ist allen Ernstes als Tarnorganisation eines erzkonservativen, streng türkisch ausgerichteten Verbandes hingestellt worden! Im ersten Eifer wurde sogar ein Dokument als angebliches „internes Konzept“ für ZIE-M präsentiert, das nachweislich weder aus Penzberg stammt noch von Personen, die an ZIE-M beteiligt sind oder waren – eine peinliche Panne des Verfassungsschutzes, was, wie wir nun wissen, bei Verfassungsschutzämtern ja nichts Ungewöhnliches ist. Imam Benjamin Idriz, der Initiator von ZIE-M, der wie kein anderer für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit einsteht und das schon viele Jahre lang mit seiner Gemeinde eindrucksvoll im Alltag verwirklicht hat, sollte von einer geheimbündlerischen Bruderschaft gesteuert sein, die „einen Gottesstaat nach iranischem Vorbild“ anstrebe! Obwohl die Vorwürfe von teilweise geradezu kafkaesker Natur waren, brach über den Imam und seine Gemeinde die Hölle herein – dafür, dass sie seit bald 20 Jahren die Wertevorstellungen unserer Gesellschaft und unseres Staates vertreten, verteidigen und nach innen und außen fördern, Freiheit, Demokratie und Pluralismus, die Gleichberechtigung der Frau und Hochachtung vor anderen Religionen nicht etwa nur nach außen verlautbaren, sondern anerkannt und nachgewiesen predigen, fordern, der eigenen Jugend vermitteln und Tag für Tag im richtigen Leben umsetzen. Alles Lüge und Verstellung?

Mehr als vier Jahre lang musste gesellschaftlicher und schließlich auch massiver politischer Druck ausgeübt werden, bis in diesem besonders belasteten Jahr, immer noch gegen den trotzigen Widerstand der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums, zumindest keine Nennung der Gemeinde im Verfassungsschutzbericht mehr erfolgte. Zuvor war das Verfassungsschutzamt selbst durch die vorgesetzte Abteilung kompromittiert worden und die, man kann nur noch sagen „so genannten Verfassungsschutzberichte“ von den eigenen Verantwortlichen geradezu karikiert worden, sodass heute niemand mehr darin das wichtige Instrument sehen kann, das sie sein sollten, um über tatsächliche extremistische Bestrebungen zu informieren.

Der Minister, der von Anfang an über die Vorgänge unterrichtet sein musste, konnte sich die ganze Zeit zu keiner weiterreichenden Stellungnahme entschließen als beschwichtigend darauf zu verweisen, dass der hauptverantwortliche Mitarbeiter ja kurz vor der Pensionierung stünde. Das also ist das entschlossene Durchgreifen im Angesicht von Oslo, Utøya und NSU? In Bayern, wo mehr „NSU-Morde“ verübt wurden als in jedem anderen Bundesland, ließ man sich am längsten Zeit um einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, der sich gleich nach seiner Konstituierung in die Sommerpause verabschiedet hat. Ob die soeben angekündigte Umstrukturierung der verantwortlichen Abteilung innerhalb des Innenministeriums die untragbaren Strukturen wirklich bereinigt, wird davon abhängen, welche Maßnahmen ergriffen werden um glaubwürdig auszuschließen, dass behördliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter grundsätzliche Vorbehalte gegen Menschen aufgrund ihres Glaubens hegen könnten, offen oder verdeckt.

Bis heute hat das Innenministerium keine einzige erkennbare Maßnahme ergriffen, um vor den Gefahren der rasant um sich greifenden Islamfeindlichkeit auch nur zu warnen, geschweige denn dagegen tätig zu werden. Das „Münchner Bündnis für Toleranz, Demokratie und Rechtsstaat“, eine Initiative der Landeshauptstadt München, die eine ganze Bandbreite von Institutionen gegen die Gefahren antisemitischer und ausländerfeindlicher Strukturen vernetzt, hat mit seinem „Münchner Appell gegen Rechtspopulismus und für ein demokratisches Miteinander“ ein wichtiges Zeichen gesetzt. Das Bayerische Innenministerium dagegen warnt weiterhin vor Links- und Rechtsextremismus, vor Islamismus natürlich und islamistischem Terrorismus, vor Ausländerextremismus und vor Scientology – aber mit keiner einzigen Veröffentlichung, keiner einzigen Stellungnahme, ja mit keinem einzigen Wort vor islamfeindlichem Extremismus. Den Verdacht, es könnten tatsächlich Personen an den entsprechenden Schaltstellen wirken, die die nötige Distanz zu entsprechendem Gedankengut vermissen lassen, entkräftet das nicht gerade. Auch nicht, dass von dort aus wiederholte parlamentarische Anfragen zur Verfassungsmäßigkeit islamfeindlicher Hetzgruppen unbeirrt abgeschmettert werden. Was das Ministerium in seiner Antwort über eine einschlägige Internetplattform schreibt, die täglich bis zu 70.000 mal aufgerufen wird, klingt jedenfalls nicht distanziert, sondern fast wie eine Empfehlung: „Der Weblog stellt täglich zahlreiche aktuelle Informationen zum Thema ‚Islamismus und Islamisierung Europas‘ bereit und kritisiert die ‚politisch korrekte Tabuisierung bzw. Zensierung des Problems durch Politik und Medien‘.“ – „Wann immer Menschen in unserem Land ausgegrenzt, bedroht, verfolgt werden, verletzt das die Fundamente dieser freiheitlich-demokratischen Grundordnung, verletzt es die Werte unseres Grundgesetzes“, mahnte Bundeskanzlerin Merkel. Sehen bayerische Verfassungsschützer das anders?

Den Kampf gegen die „Islamisierung Europas“ weiten die vom Innenministerium der Unbedenklichkeit bescheinigten Netzwerke inzwischen vom Internet auf die Straße aus. Und sie instrumentalisieren dabei für ihre Zwecke ganz offen Äußerungen aus dem Ministerium, ja sogar ausdrücklich von Innenminister Herrmann selbst. Die Grenzen der Menschenwürde wie des guten Geschmacks lässt man dabei so weit hinter sich, dass selbst frühere Gefolgsleute, die selbst islamophobe Positionen vertreten, dem Münchner Hauptakteur Volksverhetzung und Menschenverachtung vorgeworfen haben. Andere bewundern ihn dafür. Eine hingerissene Bloggerin schrieb unlängst: „Sie sind ein Held!“.

Was kann, was wird erwachsen aus dieser Art „Heldentum“? Es werden Menschen wegen ihrer Religion verachtet und geschmäht, und nicht nur das. Es sind Menschen in Gefahr. Seit einem Jahr wissen wir, was für Taten aus Worten werden können. Deutschland ist nicht davor gefeit, erneut zum Schauplatz von Hass und womöglich sogar Terror gegen religiöse Minderheiten zu werden. Werden wir dann erneut Ausschüsse einsetzen um im Nachhinein aufzudecken, was jetzt versäumt wird?


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„Orienthelfer e. V.“: Hilfe für die syrischen Flüchtlinge

Kennen Sie den „Fonsi“? In dieser Rolle als Kassenwart von Neuschwanstein, in blauer Uniform und mit Aktentasche unterm Arm ist der Kabarettist Christian Springer aus dem Bayerischen Fernsehen bekannt. Dass derselbe Christian Springer Semitistik und Philologie des christlichen Orients an der LMU studiert hat und seit 30 Jahren mit den Ländern des Nahen Ostens vertraut ist, wissen nur wenige. Seine persönlichen Beziehungen zu den Menschen dort und sein klischeefreier Umgang mit dem arabischen Kulturkreis begründeten sein Engagement für die aus Syrien geflohenen Menschen. Seit Dezember 2011 fährt er zusammen mit einem Freiwilligenteam regelmäßig in den Norden des Libanon sowie nach Jordanien, um den Flüchtlingen, aber auch den Einheimischen dort zu helfen. Das Ziel: schnell, effektiv und professionell Hilfe zu leisten. Dafür wurde jetzt der Verein Orienthelfer e.V. gegründet.

Wenn Sie den von dem katastrophalen Bürgerkrieg in Syrien betroffenen Menschen helfen möchten, informieren Sie sich über www.orienthelfer.de. Spendenkonto: Orienthelfer, Kto. 46572805, BLZ 700 100 80.


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dOCUMENTA(13) – eine Kunstausstellung in Kassel

von Brigitte Hutt

Sie taucht in praktisch allen Zeitschriften auf, die „d(13)“ – und jetzt auch in Abrahams Post?

Kunst spiegelt Tendenzen in der Gesellschaft, Kunst kann ausdrücken, was die Menschen in ihrer Welt sehen, aber auch, was sie sehen möchten. Erfahrungen und Sehnsüchte. Die d(13) ist fast nicht in Gänze zu erarbeiten, aber auch in ein oder zwei Tagen erhält man ein ganz gutes Bild von den Erfahrungen und Sehnsüchten der Künstler. Denn die d(13) macht ihrem Motto „Zerstörung und Wiederaufbau“ durchaus Ehre. Künstler aus Ländern, die viel gelitten haben, stellen Installationen vor, die dieses Leid spiegeln, die aber auch Hoffnung andeuten. Junge afghanische Künstler nehmen die dortige „Außenstelle“ der d(13) zum Anlass, sich darstellen zu können, und tun dies mit Begeisterung. Eine Videoinstallation dokumentiert die Schwierigkeiten, die es bereitet, ein Picasso-Gemälde in Palästina auszustellen. Ein ehemaliges Kloster, Gefängnis, Konzentrationslager, Erziehungsheim in der Nähe Kassels wird gleich in mehreren Installationen thematisiert. Dazwischen natürlich auch immer wieder einfach Schönes, auch Irritierendes, Unverständliches, Amüsantes.

Diese Dokumenta enthält eine Menge Spurensuche, Aufarbeitung, aber auch Zielsuche, und ist schon von daher etwas, was unserer Arbeit nicht unähnlich ist. Mir hat sie wieder einmal gezeigt, wie mit Hilfe von künstlerischer Darstellung Dinge anrührend präsentiert werden können und dadurch oftmals eher im Gedächtnis bleiben, als wenn nur nüchterne Fakten aufgetischt werden. Vielleicht sollten auch wir uns öfter mit Kunst beschäftigen: sie spricht alle Sinne an.


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Zwei Interreligiöse Bekenntnisse

Wir können nicht alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Aber wo wir versagen, verzagen oder am Ende unserer Möglichkeiten sind, da setzt – zumindest für den religiösen Menschen – das Gebet an, das Vertrauen in den, der die Welt und uns darin geschaffen hat, und der alles zum Guten wenden möchte. Nicht nur forschen, tun, berichten, belehren, aufdecken können wir, wir können ganz einfach: beten. Und das sogar religionsübergreifend, wie die folgenden zwei Beispiele berührend zeigen. Zur Nachahmung empfohlen.

Ein interreligiöses Bekenntnis
(für Juden, Christen und Muslime)

Ich halte mich fest an Gott,
dem Einen und Einzigen,
dem Allmächtigen und Allerbarmer,
dem verborgenen mit den vielen Namen.
Der unsere Wirklichkeit geschaffen
und uns ins Leben gerufen hat.
Der Menschen als seine Zeugen erwählt
wie Noah, Abraham und Mose,
und durch Propheten gesprochen hat,
wie durch Jesus, den Sohn der Mirjam,
und Mohammed als seine Gesandten.
Der alle seine Erwählten erhöht
und die wahrhaft Glaubenden annimmt.
Der uns allen seinen Geist schenkt,
damit wir weiter auf ihn hoffen,
bis er kommt und die Welt richtet
und uns alle und alles mit sich vereint.
Amen

(Manfred Görg)


Ein Gebet für Juden, Christen und Muslime

Verborgener, ewiger, unermeßlicher, erbarmungsreicher Gott,
außer dem es keinen anderen Gott gibt.
Groß bist Du und allen Lobes würdig.
Deine Kraft und Gnade erhält das All!
Du Gott der Treue ohne Falsch, gerecht und wahrhaftig,
hast den Abraham, Deinen Dir ergebenen Diener,
zum Vater vieler Völker erwählt
und hast gesprochen durch die Propheten.
Dein Name sei geheiligt und gepriesen in aller Welt,
und Dein Wille geschehe, wo immer Menschen leben.
Lebendiger und gütiger Gott, erhöre unser Gebet:
Groß geworden ist unsere Schuld.
Vergib uns Kindern Abrahams unsere Kriege,
unsere Feindschaften, unsere Missetaten gegeneinander.
Erlöse uns aus aller Not und schenke uns den Frieden.
Segne Du, Lenker unseres Geschicks,
die Leiter und Führer der Staaten,
daß sie nicht gieren nach Macht und Ehre,
sondern handeln in Verantwortung für das Wohlergehen
und den Frieden der Menschen.
Führe Du unsere Religionsgemeinschaften und ihre Vorsteher,
damit sie die Botschaft vom Frieden nicht nur verkünden,
sondern auch selber leben.
Uns allen aber, und auch denen, die nicht zu uns gehören,
schenke Deine Gnade, Barmherzigkeit und alles Gute
und führe uns Du, Gott der Lebendigen,
auf dem rechten Weg in Deine ewige Herrlichkeit.

(Hans Küng, Der Islam, Piper Verlag GmbH München 2004, S. 761f.)


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Die „Gute Nachricht“

Zwei Nachrichten sind es, die wir diesmal mit Freude unter „gut“ einordnen können, was uns nach all dem Bedenklichen in der Welt, von Norwegen über Deutschland bis in die arabische Welt, doch auch einmal aufatmen lässt.

Zum ersten: ein reichhaltiges Buffet war es, das uns den Abend zu „Abrahams Fest“ auch körperlich zu einem Genuss machte. Zu reichhaltig – und so entschied unser Vorstandsmitglied Helga König ganz pragmatisch, die verbliebenen Gerichte der Obdachlosenspeisung in St. Bonifaz zukommen zu lassen. Das Echo gab diesem Entschluss recht: „vereint am Tisch Abrahams“, so hieß es aus Bonifaz, waren nun wir und die dort Versorgten. So hätte es auch Abraham selbst gewollt.

Zum zweiten: In München greifen islam- bzw. muslimfeindliche Parolen und Plakate wieder einmal heftig um sich, das ist unübersehbar, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht. Umso wichtiger ist der „Münchner Appell gegen Rechtspopulismus und für ein demokratisches Miteinander“, der vom Münchner Bündnis für Toleranz, Demokratie und Rechtsstaat herausgegeben wurde, von den Freunden Abrahams mitunterzeichnet, und der der Aussendung dieser Ausgabe der Abrahams Post beiliegt. Münchner Bürgerinnen und Bürger bekennen darin Farbe und setzen ein deutliches Zeichen gegen die immer wieder aufbrodelnde Islamfeindlichkeit. Weiter so, München.

Exemplare des Appells zur weiteren Verbreitung sind in der Geschäftsstelle der Freunde Abrahams oder bei der Stadt München zu erhalten.

(Internet: www.muenchen.de/rathaus/Stadtinfos/Presse-Service/Pressemitteilungen-2012/0507Muenchner-Appell-gegen-Rechtspopulismus-und-fuer-ein-demokratisches-Miteinander–.html

Und noch einmal: „Orienthelfer e. V.“: Hilfe für die syrischen Flüchtlinge

In den Berichten (s. hier) haben wir die Syrienhilfeaktion des Kabarettisten Christian Springer vorgestellt, den Verein Orienthelfer e.V.

An dieser Stelle möchten wir das Thema noch einmal aufgreifen: da ist jemand, der was tut, der sich sogar in Gefahr begibt, der sich nicht damit begnügt, von Politikern Aktionen zu erwarten. Jemand, der Zivilcourage in besonderer Weise zeigt. Alle Hochachtung.


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BUCHTIPPS

Die Freunde Abrahams freuen sich, zwei Neuerscheinungen anzeigen zu dürfen, die beide von der Gesellschaft mitfinanziert werden. Das Bändchen „Isar-Arabesken“ werden die Mitglieder als kleines Jubiläumspräsent zu unserem zehnjährigen Bestehen nach Erscheinen zugesandt erhalten!

Ernst Wagner, Leyla Sedghi, Stefan Jakob Wimmer: Isar-Arabesken. Münchner STATTreisen Bd. 6

Aus dem Projekt „Isar-Arabesken“, das mit Unterstützung der Freunde Abrahams am Institut für Kunstpädagogik der LMU Spuren der Begegnung mit dem Orient in München nachgegangen ist (www.isar-arabesken.de), hat Stefan Jakob Wimmer einen thematischen Stadtrundgang durch die Maxvorstadt für Stattreisen München e.V. erarbeitet (siehe Veranstaltungskalender). Dieser Rundgang, mit zusätzlichen Stationen in der Innenstadt und darüber hinaus angereichert, wird in der Reihe „Münchner STATTreisen“ beschrieben.

Allitera Verlag, München 2012, 120 S., ISBN 978-3-86906-105-4, EUR 9,90 (erscheint voraussichtl. im September 2012)

München und der Orient
von Stefan Jakob Wimmer,
mit Fotografien von Ergün Çevik und einem Geleitwort von Oberbürgermeister Christian Ude

Unter der Herausgeberschaft des „Zentrums für Islam in Europa – München (ZIE-M)“, ebenfalls mit Unterstützung der Freunde Abrahams, erscheint ein stattlicher Text- und Bildband, in einer deutschen und einer englischen Ausgabe („Oriental Munich – Traces of Islam“).

Die Geschichte der Begegnungen und Überschneidungen Münchens mit dem Orient ist überraschend vielseitig und unvermutet ergiebig, und sie ist so alt wie die Stadt München selbst. Die Verbindungen und Verflechtungen, Inspirationen und Reminiszenzen setzen bei Heinrich dem Löwen ein und ziehen sich kontinuierlich durch alle Epochen der Stadtgeschichte. Wir begegnen ihnen am Marienplatz und in der Ludwigstraße, in Nymphenburg und auf dem Oktoberfest. Und dennoch werden diese Bezüge bis heute wenig wahrgenommen. Wer ist sich in München bewusst, dass unser Wahrzeichen, die Turmhauben der Frauenkirche, auf eine Moschee in Jerusalem verweisen? Dass Türken schon vor über 300 Jahren Spuren in der Stadt hinterlassen haben und einige von ihnen schon damals Münchner geworden sind? Dass die Sammlungen der Stadt orientalische Schätze von Weltgeltung beherbergen, und dass die bis heute weltweit bedeutendste Ausstellung islamischer Kunst im München der Prinzregentenzeit gezeigt wurde? Dass die europäische Kunst den Durchbruch zur Abstraktion einer Gruppe von Malern verdankt, die hier in München ihre Orienterlebnisse verarbeiteten?

Gewiss gehört auch Konfrontatives immer wieder und immer noch zu den Facetten der Auseinandersetzung. Deshalb beleuchtet dieses Buch die Münchner Stadtgeschichte unter einem neuen, ungewohnten Blickwinkel. Vielleicht trägt das dazu bei, dass das „Fremde“, wenn es auf vertrauter Grundlage präsentiert wird, vertrauter wird.

Altabt Odilo Lechner OSB schreibt dazu: „In dem schönen Buch „München und der Orient“ kann ich viel für mich Neues erfahren: Was ich als Bub durch Karl Mays Hadschi Halef Omar durchaus Sympathisches vom Islam erfuhr, was mich als Sechzigerfan für die „Löwen“ begeisterte oder was mich über die ehemalige Türkenkaserne erstaunen ließ, das alles weitet sich nun zu einer Entdeckungsreise durch unsere Stadt München. In Wort und Bild darf ich den abrahamitischen Religionen und der Kultur des Nahen Ostens begegnen – welche Weite und welcher Reichtum tut sich da auf!“

Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2012, ca. 250 S., ISBN 978-3-89870-774-9, EUR 29,90 (erscheint voraussichtl. im Oktober 2012)

 


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