München, Machtlfingerstraße, ein Büroviertel mit nüchternen hohen Häusern. Am Eingang, zwischen Firmennamen und Ballettschule, bunte Schilder freikirchlicher Gemeinden verschiedenster Sprachen, dann arabische und indische Schriftzeichen – hier sind irakische Moscheegemeinde, islamische Schule und Sikh-Tempel zu Hause. „In Gottes Haus sind viele Wohnungen“, mit diesem Bibelzitat übertitelte ein letztjähriger Zeitungsartikel einen Bericht über dieses Haus. Die jeweils gleich geschnittenen Bürotrakte sind je nach Bedürfnis der Gemeinden anders möbliert, andersfarbig gestaltet.
Die Freunde Abrahams besuchen die Sikh, eine monotheistische Buchreligion aus Indien. Kopfbedeckung und schuhlose Füße sind ein kleines Opfer für die überwältigende Gastfreundschaft, die man hier erfahren kann. Leckeres Essen und Trinken sind eine Selbstverständlichkeit, gern mehr als die Gäste verkraften. Für diejenigen, die das Sitzen auf dem Boden nicht gewöhnt sind, werden auch Stühle herbeigezaubert. Fragen werden beantwortet in teilweise mühsamem Deutsch, die Antworten sind weitschweifig und geben nicht gerade ein wissenschaftlich aufgearbeitetes Bild der Religion. Aber die sorgfältige Art, wie mit den Gästen und ihren Fragen umgegangen wird, zeigt zugleich Demut und Würde, zugleich Selbstbewusstsein und Respekt vor dem anderen. Die den Gottesdienst einleitende Musik hat meditativen Charakter, und dass sie hilft, sich in Gott zu versenken, lässt sich erahnen. Die Kinder malen und spielen, wer nicht mehr mag, kann hinausgehen. Es herrscht große Ruhe – nicht Stille, aber Ruhe. Und Freundlichkeit. Willkommenskultur könnte man es nennen. Etwas, was wir immer mehr verlieren in unserer modernen „westlichen Welt“. Hier können wir es wieder lernen.